Von Heike Sabel/ SZ Pirna
Hopp, hopp, hopp“ Die Sebnitzer feuern beim 40. Radrennen die Sportler an.
Eine Görlitzer Familie hat nur einen Fahrer im Blick. Eigentlich ist Bernd Poltzer eher Fußballfan. Doch weil er einen Radsportler zum Freund hat, bezieht er gestern schon kurz nach 7 Uhr Posten
am Absperrband am Kapellenweg in Sebnitz. Nicht alle haben Verständnis für die Sperrungen, doch die sind notwendig. Zum 40. Mal drehen die Radsportler beim Klassiker „Rund um Sebnitz“ ihre
Runden. Poltzer stand sonst immer am Solivital, diesmal wollte er von zu Hause nicht so weit laufen und erlebt nun die letzten Meter der Bergwertung an der Dr.-Steudner-Straße
mit.
Schon bei der ersten Runde gibt es vom Straßenrand Anfeuerungsrufe. Zehn Runden zu je 6,1 Kilometer müssen die Männer der Lizenz B und C sowie die Junioren fahren. Florian Jung ist einer der über 50 Starter. Er hat ein besonderes Ziel. Der Görlitzer will Punkte für seinen Aufstieg sammeln. Für den Wechsel von C zu B fehlen ihm noch zwei. Mit einem Sieg in Sebnitz wäre das erledigt. Oder er kommt zweimal unter die ersten zehn.
Es sieht gut aus. Florian ist in der Vierer-Spitzengruppe. Vater Dietmar Jung trainiert ihn. Die anderen Radsportler fahren gestern Rennen in Oschatz. Doch die Aufstiegspunkte kann Florian nur in Sebnitz sammeln. „Vier Runden muss er noch durchhalten“, sagt Vater Jung. Mutter Jana Jung bangt und schüttelt die Rassel, wenn sie ihren Sohn die Steudnerstraße herauftreten sieht. Eine Tour der Leiden, sagt Dietmar Jung. Er gibt sich gelassen, doch auch er ist angespannt. „Hör mal auf zu klappern“, sagt er zu seiner Frau. „Mal hören, was Florian will.“ Doch Florian will nichts. Er kämpft. Das „Hopp, hopp, hopp“ am Rand wird stärker.
Missverständnis um Powerdrink
In der nächsten Runde ist Florian zurückgefallen. „Schade, aber es ist noch nichts verloren“, verkündet Dietmar Jung. „Ein Sturz wäre schlimmer.“ Und: „Aufgeben gibt es nicht“, sagt Jana Jung.
Der Sohn einer anderen Mutter musste aufgeben. Sie drückt den Jungs jetzt die Daumen. Zwischendurch einige Hobby- und die Warmfahrer. Die Profis starten am Nachmittag. Doch auch am Vormittag steigt die Stimmung am Straßenrand.
Bei den Jungs erreicht sie gerade ihren Höhepunkt. Florian kommt vorbei. Vater Jung hält die Flasche in der Hand. Doch Florian sagt: „Geht schon.“ Verstehen jedenfalls Vater und Umstehende. Doch Florian sagte: „Das Gel.“ Eh das Missverständnis um den Powerdrink aufgeklärt ist, ist Florian davon.
Mutter Jung hält es nicht mehr aus. Sie geht in Richtung Ziel. Vater Jung erlebt noch einmal bange Sekunden. Wo ist Florian? Dann kommt er im Pulk. „Bleib dran“, ruft ihm sein Vater zu und geht dann auch auf den Markt. Dort will er seinen Sohn beim Zieleinlauf beklatschen. Danach wird er auch bei der Siegerehrung Grund zum Jubeln haben. Als Vierter fuhr Florian ins Ziel, wurde aber Dritter, weil der Erste ein Junioren-Lizenz-Fahrer war, der nicht in diese Wertung kommt. Sieger Christian Koch ist heute schon auf dem Weg zur Weltmeisterschaft nach Spanien.
Florian will am 3. Oktober in Potsdam seinen letzten Aufstiegspunkt sammeln.
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